Deutsche Dialekte in Österreich

Der österreichischen Sprache droht das Ende

Der Ranzen der Pandora hat sich aufgetan, und heraus quoll das Übel: Tüten und Federmäppchen, Zensuren, die auch schon mal eine Fünf sein können, Geburtstagskuchen, Brötchen und, an Weihnachten, leckere Plätzchen. Sie alle haben heimeligere Zeiten gesehen: als Schultasche, Stanitzel bzw. Einkaufssackerl, Federpennal, Noten und Fünfer, Torten, Semmeln und feine Kekse. Letztgenanntes Backwerk hat sich den Fortbestand als Transvestit gesichert, heißt jetzt „der Keks“ und duldet mit anderen Verdammten: Die Socke und das Schlüsselbund sind dabei noch privilegiert gegen den Bonbon, der sich Bongbong rufen lassen muss.

Gestanden hat man früher bloß beim polizeilichen Verhör, und nachher ist man gesessen. Dafür herrscht ein hysterisches Dauergerenne durch die täglichen Verrichtungen: Man geht nicht mehr, man läuft – „die Treppen hoch“, zur (statt in die) Schule, gar zur „Kita“, der Kindertagesstätte. Das liebevolle Paradoxon „Turnprofessor“ hat die Schrecken der Leibesertüchtigung noch in sanfte Ironie aufgelöst. Der Sportlehrer hingegen –„Herr Schmitt“, weil sie uns ja auch die Titel nicht mehr gönnen – reißt uns die Knochen zusammen.

Von unserer Sprachwelt scheint das noch ein paar hundert Kilometer nördlicher Richtung entfernt. Aber in neun von zehn Kinderbüchern, in den weitaus meisten der hier empfangbaren Fernsehprogramme, in DVDs und Computerspielen für Kinder ist es die einzige Realität. Das System ist lückenlos: Was nicht in Deutschland erzeugt wird, wird dort synchronisiert. Lecker und Treppe sind schon Sprachgebrauch, „die Eins“ wird es zusehends, Schultüte, Tomate und Kartoffel sind es längst.

Tschüss vom ORF.

Dass „tschüss“ zum Substrat für die einst reiche Population an Abschiedsgrüßen (servus, baba, tschau, tschauli, pfiat di) wurde, rief endlich Widerstand hervor. Doch just hier liegt Selbstverschulden vor: Die Moderatoren des 1993 eingestellten Magazins „Am, dam, des“ schmetterten es der minderjährigen Klientel seit den Siebzigerjahren im Wochentakt um die Ohren. Enthüllt der Grazer Sprachforscher Rudolf Muhr, der dem Thema eine Studie gewidmet hat. Klar, dass die beiden seither herangewachsenen Generationen nicht unbeeindruckt blieben.

„Die deutsche Sprachmacht schleicht sich ein“, beklagt der nach Österreich zugewanderte deutsche Karikaturist Tex Rubinowitz und macht den Haupttäter namhaft. „Das kommt von Sendern wie RTL, von denen die Jugendlichen ihre Sprache beziehen. Man kann das als fortschrittlich bezeichnen, als Akt der Entprovinzialisierung, aber auch als schleichende Vergiftung des Idioms. Sprache bestimmt ja das Bewusstsein.“

Supermarkt und Clearasil.

Sprachforscher Muhr rekonstruiert andere Infektionswege:
■ In den Neunzigerjahren begannen die Lebensmittelkonzerne ihre Produkte aus Kostengründen in Deutschland zu etikettieren. So hub das Tomaten-, Kartoffel und Pflaumenbombardement an.

■ Vielen ist das leidige Wimmerl nicht einmal mehr als Begriff geläufig. Es verwandelte sich, schon in den Achtzigerjahren, unter dem Einfluss der deutschen Clearasil- Werbung in den um nichts distinguierteren Pickel.

■ Der Dialekt, führt Muhr aus, stand auch für mangelnde Bildung. „Das Nachkriegsösterreich wurde vom Agrarland zum Industrieland. In den Fünfzigerjahren waren noch 50 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, in den Achtzigerjahren 34. Heute sind es drei bis vier Prozent. Als die Urbanisierung einsetzte, war sozialer Aufstieg mit Sprachfähigkeit verbunden. Die lokalen Begriffe legte man ab.“ So wuchsen Generationen mit dem Kommando „schön sprechen“ heran.

■ Dazu kommt die gestiegene Mobilität: „Früher blieb man im Dorf, heute kommen die Jugendlichen früh von zu Hause weg“, erläutert Ingeborg Geyer vom Institut für Sprach- und Dialektforschung an der Akademie der Wissenschaften. „Das Kommunikationsnetz ist ein anderes.“

Quelle: http://www.news.at/a/mundart-oesterreich-sprache-ende

Wenn der Dialekt auf einmal nicht mehr da ist

In Tirol sagt man „Öschterreich“. Briefe wirft man ins „Poschtkaschtl“. Und auch bei der Schwester haben nach dem „s“ ein „c“ und ein „h“ zu folgen. Aber wie lange noch? Als die Innsbrucker Sprachwissenschaftlerin Irina Windhaber kürzlich ein Ergebnis ihres Dissertationsprojekts veröffentlichte, war die Aufregung groß. Schließlich fand sie heraus, dass das für Tirol so charakteristische „isch“ zunehmend seltener wird. Zumindest im Raum Innsbruck, den sie untersuchte, sprechen junge Menschen das „s“ zunehmend ohne „ch“ danach aus. So sagen sie plötzlich „Österreich“, werfen Briefe ins „Postkastl“ und sagen: „Mei Schwester is krank.“ Tirol ohne „isch“, gerät man ins Grübeln – da fehlt doch etwas. Das wäre ja fast so, als würde man in Vorarlberg plötzlich auf das charakteristische „gsi“ verzichten.

Nun, das könnte passieren. Denn der für Vorarlberg so typische Begriff für „gewesen“ scheint langsam seinen Weg ins sprachliche Ausgedinge anzutreten. In seiner Diplomarbeit stellte der Germanist Lukas Österle unter anderem fest, dass sich in seiner Heimatgemeinde Wolfurt zunehmend das „war“ anstelle des „gsi“ durchgesetzt hat. Und er prognostiziert, dass der Begriff über kurz oder lang wohl aus dem Vorarlberger Dialekt verschwinden wird.
„Rettet das Gsi“. Es sind zwei Arbeiten, die nur einen kleinen Teil der österreichischen Sprachlandschaft untersucht haben. Aber beide sind Arbeiten, die eine Befürchtung wecken. Dass nämlich ein wichtiger Teil der österreichischen Identität zunehmend verloren gehen könnte – die Sprache, genauer gesagt, der Dialekt. Wobei es natürlich vermessen ist, von einem einzelnen österreichischen Dialekt zu sprechen, vielmehr sind es unzählige regionale Dialekte mit unterschiedlichsten Eigenheiten. Vom umgangssprachlich liebevoll „Bellen“ genannten steirischen Dialekt bis zum typischen Vorarlberger Diminutiv mit dem „le“ am Ende. Dass diese und weitere sprachliche Charakteristika aus dem Land verschwinden könnten, sorgt jedenfalls bei vielen für Unbehagen.

So war Österles Arbeit etwa Grund genug, dass eine Facebook-Initiative namens „Rettet das Gsi“ gegründet wurde. Auch eine Gruppe „Rettet unsere österreichischen Dialekte“ hat sich im Internet formiert. Und auch abseits der virtuellen Welt gibt es immer wieder Initiativen, die sich der Rettung der österreichischen Mundart verschreiben – zuletzt vergab etwa das Magazin „News“ Patenschaften für Dialektwörter, auf dass die „Kombinege“ oder der „Bluzer“ nicht vergessen werden. Kurz, es scheint eine gewisse Angst um die Sprache vorhanden zu sein. Und das nicht nur in Österreich – in Bayern gibt es etwa Bayerisch-Kurse, in denen Kinder lernen, dass sie zur Karotte „geibe Ruabn“ sagen und eine angedrückte Birne als „zerbatzelt“ bezeichnen sollen. Auch in der Schweiz versucht man, schon bei den Jungen anzusetzen – so führte etwa der Kanton Zürich 2012 Schweizer Mundart als alleinige Unterrichtssprache im Kindergarten ein.

Aber ist die Furcht tatsächlich berechtigt, dass regionale Dialekte aussterben und man irgendwann bei einer Einheitssprache landet? „Da sind schon Erosionsprozesse im Gang“, sagt Hannes Scheutz, Sprachwissenschaftler an der Uni Salzburg. Wobei es vor allem die Städte sind, in denen einzelne Merkmale eines Dialekts verschwinden – oder besser gesagt, sich wandeln. Beobachten lässt sich das etwa am „l“, das in zahlreichen österreichischen Dialekten zum Vokal wird – aus dem „Wald“ wird etwa der „Woid“. Spricht nun ein Salzburger vom „Spielen“, wird es in seinem Dialekt zum „Spün“. Die eigentliche Form im Salzburger Dialekt, so Scheutz, sei aber eigentlich „Spin“. Diese Aussprache finde man aber nur mehr bei älteren Menschen, vornehmlich Bauern, am Stadtrand. „Wenn ich meinen Studenten Aufnahmen davon vorspiele, schütteln die ungläubig den Kopf und sagen: ,Das ist nicht Salzburgerisch. So sagt das doch kein Mensch.‘“

Um die Vielfalt der Dialekte im alpenländischen Raum zu dokumentieren, hat Scheutz einen eigenen Dialektatlas (www.argealp.org/atlas) erstellt, in dem es unter anderem einen Vergleich der Generationen gibt. Anhand der Hörbeispiele lässt sich erkennen, wie unterschiedlich ältere und jüngere Menschen sprechen. Wobei die Unterschiede in manchen Regionen größer, in anderen kleiner sind. „In den alpinen Gebieten erodiert es weniger stark als auf dem flachen Land“, sagt Scheutz. Was einerseits damit zu tun habe, dass in engen Tälern weniger Einflüsse von außen kommen, man sprachlich eher unter sich bleibt. Und andererseits auch durch eine Ortsloyalität verbunden sei: „Im alpinen Gebiet freuen sich die Menschen, wenn ich ihren Dialekt aufzeichne. Auf dem flachen Land in Niederösterreich habe ich auch schon zu hören bekommen: ,Was wollt ihr denn von uns wissen? Wollt’s schauen, wie blöd wir sind?‘ Da spiegelt sich schon ein anderes Sprachbewusstsein.“ Wandelt sich der Dialekt, ist das allerdings ein ganz natürlicher Prozess. Durch die Mobilität der Menschen verbreitet sich Sprache, mischt sich und bildet neue Formen. Die verschiedenen Arten, Dinge auszusprechen, beeinflussen sich gegenseitig und nähern sich einander an.

Das „Tschüss“. Vor allem im österreichischen Donauraum gab es in den vergangenen Jahrzehnten eine zunehmende Tendenz zur Vereinheitlichung der Sprache. Und auch der Einfluss des Bundesdeutschen durch Medien und Zuwanderung färbt auf die Sprachgewohnheiten in Österreich ab – „Tschüss“ wird mittlerweile sogar in so mancher ländlichen Region zur Verabschiedung verwendet.

Starke Veränderungen bringt auch die Migration nichtdeutschsprachiger Menschen mit sich. Hier vermischen sich Einwandererdialekt und regionaler Dialekt zu neuen Formen der Sprache. Da etwa das Türkische keine Artikel und Präpositionen kennt, entstehen unter Jugendlichen mit türkischen Wurzeln Sätze wie das geflügelte „Gemma Billa“. Und Elemente dieses Stils haben jüngere Wiener mittlerweile auch schon übernommen. „Ob ich das beklage?“ Susi Stach ist Dialektcoach, hat unter anderem Daniel Brühl beigebracht, wie Niki Lauda Wienerisch zu sprechen. „Ich fände es schade, wenn Wienerisch als Sprache völlig verschwinden würde, weil es tolle Ausdrücke gibt.“ Allein die vielen Ausdrücke, die man in Wien für das Sterben kennt – vom „Bankl reißen“ bis zum „Patschen strecken“ – bereiten ihr regelmäßig großes Vergnügen. Auf der anderen Seite ist selbst ihr, die den Wiener Dialekt nicht nur aus beruflichen Gründen liebt, auch klar, dass Sprache sich ändert – sich ändern muss. „Sonst wäre es ja traurig.“

Diese Einsicht ist es auch, die den Umgang mit dem Dialekt wohl oder übel prägen muss. Sprachliche Entwicklungen lassen sich auf lange Sicht nicht aufhalten. Weil Sprache kein monolithischer Block ist, sondern sich ständig bewegt, sich ständig verändert. Und das, was wir unter dem Dialekt verstehen, den man immer schon so gesprochen hat, auch nur ein räumliches und zeitliches Abbild einer bestimmten Generation ist. Für ältere Generationen mag es wie ein Verlust wirken, wenn einzelne sprachliche Eigenheiten verschwinden. Die Jüngeren werden wohl auch so gut leben – und ihre Briefe einfach ins „Postkastl“ werfen. So lange es das noch gibt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Quelle: http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/1572386/Wenn-der-Dialekt-auf-einmal-nicht-mehr-da-ist

 Dialektschutz in Österreich

Österreichs Politiker sorgen sich um Österreichs Sprache. Das Phänomen ist in der Schweiz nicht unbekannt: Über deutsche Radio- und Fernseh­programme, über synchronisierte Filme und über sozialen Medien ­fliessen deutsche Ausdrücke in die heimische Sprache und verdrängen alte Dialekte. Österreichische Jugendliche verabschieden sich mit Tschüss statt Servus oder Pfiat di, sie gehen Treppen hoch statt Stiegen hinauf, sie essen Kartoffeln statt Erdäpfel.

Das Bildungsministerium verteilt jetzt die Broschüre «Österreichisches Deutsch als Unterrichts- und Bildungssprache» an die Schulen. Sie soll Lehrer ermutigen (und anleiten), wieder mehr Austriazismen statt «deutschländischem Deutsch» zu verwenden. Denn Sprache schaffe Wirklichkeit, und Kinder würden über den Sprachunterricht viel über die Geschichte und Gesellschaft lernen, schreibt Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek im Vorwort.

Natürlich spricht nichts dagegen, wenn Kinder in der Schule möglichst viele Varianten ihrer Muttersprache kennen lernen. Der Versuch, den Wandel der Sprache aufzuhalten, ist aber ein sinnloses Rückzugsgefecht. Erstens gibt es weder eine österreichische Sprache noch einen einheitlichen Dialekt. Zweitens ist der Stellenwert der Dialekte nicht einheitlich. In Westösterreich sind sie, wie in der Schweiz, Alltagssprache. In Ostösterreich, besonders in Wien, dient Sprache zur Trennung der gesellschaftlichen Klassen. Dialekt ist hier Soziolekt. Wer ihn spricht, gibt damit seine Herkunft aus der Unterschicht preis. Gesellschaftlicher Aufstieg ist nur mit «Hochsprache» möglich. «Sprich schön», trichterten Generationen von Eltern und Lehrern den Wiener Kindern ein. Sie meinten damit: «Sprich keinen Dialekt.» Diese Einstellung wird sich jetzt durch die Werbeoffensive der Politik für «österreichisches Deutsch» nicht so leicht ändern lassen.

Und drittens: Sprachen verändern sich eben. Daran sind nicht deutsche Privatsender schuld. Die gab es zu Zeiten der Völkerwanderung noch nicht, und dennoch starben schon damals Dialekte aus, und andere entwickelten sich zu vollwertigen Sprachen. Man sollte das akzeptieren und Schwerpunkte dort setzen, wo sie Kinder und Jugendliche in einer globalisierten Welt wirklich brauchen: zum Beispiel beim Erlernen von Fremdsprachen.

Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Dialektschutz-in-Oesterreich/story/23848707

Jammerei ist unnötig

«Kein Grund zu jammern», beruhigt der Sprachwissenschafter Manfred Glauninger: «Das hat es immer schon gegeben, die Dialektforschung ist im 18. Jahrhundert auch entstanden, weil man dachte, die Dialekte verschwinden.» Die Sprache verändert sich aber nur. «Sprache, die sich nicht transformiert, wird funktionsunfähig», erklärt der Dialektspezialist, der an den Unis Wien, Graz und Salzburg lehrt und an der Akademie der Wissenschaften forscht.

«Hast g’hört, was der Kevin g’sagt hat? Das war deppert!», nennt Glauninger ein Beispiel, wo Dialekt seine Funktion verändert hat. Ein Wiener Jugendlicher, im Bewusstsein «schön zu sprechen» des Wienerischen nicht mehr mächtig, mischt mit «deppert» bewusst ein einziges Dialektwort in seinen Satz. Der Dialekt bekommt die Funktion der Andersartigkeit, des Sich-Abhebens. Auch in der Werbung, wo man früher nur Hochsprache verwendete, operiert man heute ganz bewusst mit «Dialekt»-Signalen, «weil es auffällig und entsprechend verwertbar» ist, so Glauninger. Da fallen einem spontan Politiker ein, die im Wahlkampf plötzlich Dialektelemente in ihre Reden einbauen, um besonders locker zu wirken. Manchmal wirkt das aber nur besonders peinlich.

Aber warum können etwa die jungen Wiener (und vielleicht bald auch Grazer) keinen Dialekt mehr? Glauninger, selbst ursprünglich Grazer, den es nach Wien verschlagen hat, wo er an der Urania sogar Wienerisch-«Kurse» anbietet, glaubt nicht an eine einfache Erklärung. Aber: «Wenn die Leute in meinen Kursen bedauern, dass das Wienerische ausstirbt, frage ich sie immer, ob sie mit ihren Kindern Dialekt reden. – Natürlich nicht!» In den meisten Großstädten wurde Dialekt früher oder später als «Sprache des Proletariats» stigmatisiert. Wer den sozialen Aufstieg wollte, musste auch schön reden, wie es so schön heißt.

Ganz anders sei das etwa in Linz, so Glauninger: «Wenn Sie da den Jugendlichen zuhören, merken Sie, dass die noch immer sehr stark dialektgeprägt sind.» Dies habe wohl mit dem Selbstbewusstsein «eines sehr wohlhabenden Bauerntums zu tun, das man in bestimmten oberösterreichischen Regionen findet». In Oberösterreich traf man etwa auf mächtige Vierkanthöfe, während in der Steiermark sogenannte «Keischler» bescheidener hausten. Wer das nötige Kleingeld hat, hat das nötige Selbstbewusstsein, seine Sprache zu pflegen.

Überhaupt spielt Selbstbewusstsein neben der Topografie einer Gegend eine entscheidende Rolle dabei, ob sich Mundarten lange halten. Dass etwa die Vorarlberger immer noch Huus statt Haus, Lüüt statt Leute und miin statt mein sagen, also eigentlich teilweise mittelhochdeutsch plaudern, hänge nicht nur von entlegenen Regionen und dem Arlberg als Grenze ab, erklärt Glauninger, sondern auch davon, «dass die Alemannen selbstbewusst und später auch wohlhabend waren und sich nicht unbedingt anpassen mussten».

Anders war da die Situation der Burgenländer, die noch Anfang des vorigen Jahrhunderts Ungarisch als Dachsprache über all ihren Sprachen und Dialekten hatten und sich heute im Norden nach Wien und im Süden nach Graz hin orientieren.

Wäre da nicht ihre Spezialität des «singenden» Redens. Stärker noch als etwa viele Tiroler oder Steirer, die zwei Selbstlaute aneinanderhängen wie in Sea (See) oder roat bzw. rout (rot), gibt es in manchen burgenländischen Dialekten die Tendenz zu Zwielauten. Das führt zu dem Singsang, den man in ihrer Sprache zu hören glaubt.

Ein Putsch im Stall

Doch auch andere haben ihre Eigenheiten: Die Kärntner sagen «lei», was von «gleich» kommt. Die Oberösterreicher meinen «nur», wenn sie «netta» (vom kaufmännischen netto) sagen. In steirischen Ställen sucht man ein Putsch, wo man anderswo ein Schwein findet. Und im Tiroler Außerfern spricht man Alemannisch.

Grazer wohnen eigentlich im süd-mittelbairischen Übergangsgebiet. Das L in Wold (Wald) oder kolt (kalt), wie es die meisten übrigen Steirer durchaus verwenden, gibt es hier nicht. Nicht erst als kakanische Armeeangehörige aus Wien das milde Grazer Klima für ihre Pension auserkoren, wurde Grazerisch von Wienerisch beeinflusst.

In den letzten Jahren begannen Grazer Jugendliche damit, Dinge ursuper zu finden. Dabei ist «ur» etwas Urwienerisches. Nur leiwand gehört noch ziemlich exklusiv den Wienern. Es kommt übrigens von der Leinwand, weiß Manfred Glauninger: «Das war kostbares Material und deshalb positiv besetzt.» Aber vielleicht fladern das ja auch noch die Kids hinter dem Semmering.

Quelle: http://derstandard.at/1343743852548/Hast-ghoert-Das-war-deppert

«Regiolekte verdrängen Dialekte»

Bayern, Südtirol und ganz Österreich (mit Ausnahme von Vorarlberg) haben eine große Gemeinsamkeit: Man spricht bairisch. Im Interview mit science.ORF.at spricht die Germanistin Alexandra Lenz über den bairischen Sprachraum, seine Dialekte und welche sprachlichen Besonderheiten ihr in Ostösterreich begegnet sind.

science.ORF.at: Sie beschäftigen sich mit Varietäten und Dialekten in der deutschen Sprache. Was ist das Besondere an Dialekten aus sprachwissenschaftlicher Sicht aus?

Alexandra Lenz: Dialekte zeichnen sich vielleicht dadurch aus, dass sie den größten Abstand zur Standardsprache aufweisen und dass sie kleinräumlich verbreitet sind, von Ort zu Ort. Das ist auch im Bewusstsein von Dialektsprechern verankert. «Wir hier im Ort sprechen so, aber einen Kilometer weiter im nächsten Ort sprechen die ganz anders.» Aus wissenschaftlicher Sicht ist das kein komplett anderes Sprechen, aber Dialekte sind schon sehr kleinräumlich.

science.ORF.at: Und welche Funktion hat die Standardsprache?

Alexandra Lenz: Die Standardsprache hat eine großräumliche Verbreitung und fungiert als überregionale Orientierungsnorm. Denn die Verbreitung von Standardsprachen hat ja maßgeblich mit dem Interesse zu tun, eine Sprachform zu finden, die möglichst überall oder zumindest in einem großen Sprachraum verstanden wird.

science.ORF.at: Es wird oft prognostiziert, dass Dialekte langsam aussterben. Stimmt das?

Alexandra Lenz: Das Spannende ist, dass diese Befürchtung seit Jahrhunderten in der Literatur diskutiert wird. Und trotz dieser jahrhundertealten Befürchtung haben wir immer noch Dialekte vorliegen. Und wir sehen ja auch, unter anderem in der Schweiz, dass Dialekte situations- und schichtunabhängig ihre Funktion im Alltag sehr wohl erfüllen.

science.ORF.at: Aber gibt es nicht immer weniger Dialekte?

Alexandra Lenz: Es ist nicht so, dass das regionale Sprechen aufhört, aber vielleicht hört das lokal markierte Sprechen auf. Also, dass jeder Ort seine lokalen, exklusiven Merkmale aufweist. Dass Sprache etwas ist, was sich verändert, steht ohne Zweifel fest. Es geht hin zu großräumigen Formen des regionalen Sprechens, von Dialekten hin zu Regiolekten

science.ORF.at: Welche Rolle spielen die Medien – das Fernsehen, der Hörfunk – bei der Veränderung der Sprache?

Alexandra Lenz: Insbesondere bei der Oralisierung, im Bereich der Mündlichkeit haben auditive Medien einen enormen Einfluss. Bevor es auditive Medien gab, war der Interpretationsraum noch viel größer, wie ich denn bestimmte Buchstabenkombinationen ausspreche. Wie spreche ich denn eine Kombination aus E und U aus? Wie spreche ich denn eine Kombination von S und P am Wortanlaut aus, sage SCHPITZE oder SSPITZE. Früher gab es eine viel größere Variation der Aussprache von Schriftdeutsch.

Weiter lesen: http://science.orf.at/stories/1694373/

Dialektgebiete Österreichs

In ganz Österreich werden unterschiedliche Mundarten gesprochen, die alle (ausgenommen Vorarlberg und der Nordwesten Tirols) dem Bairischen zugeordnet werden. Jede Region verfügt über mundartliche Eigenheiten und sehr oft gibt es auch zwischen Nachbargemeinden beträchtliche Unterschiede in der Lautgebung bzw. in den einzelnen Wortbezeichnungen. Diese Einzelmundarten bilden im heutigen Österreich drei Größräume: Südbairisch, Mittelbairisch und Süd-mittelbairisches Übergangsgebiet.

Das Südbairische

  • Aussprache alter langer ê- und ô-Laute als fallende Zwielaute: Sea (See) und roat (rot)
  • Erhaltung der l- und r-Laute im In- und Auslaut: Wold (Wald) und Perg (Berg)
  • Aussprache bestimmter Mitlaute als ausgeprägte Starklaute: khronkh (krank) und pettln (betteln)

Das Mittelbairische

  • Aussprache alter langer ê- und ô-Laute als reine Vokale bzw. steigende Zwielaute: See (See) und rood (rot)
  • Vokalisierung der l- und r-Laute: Woid (Wald), Beag (Berg) und stüü (still)
  • Aussprache bestimmter Mitlaute als Lindlaute: grong (krank) und beedln (betteln)

Das Steirische Vulkanland – Süd-mittelbairisches Übergangsgebiet

Das Steirische Vulkanland ist eine Region Südosten Österreichs und ist nicht direkt zu dem Süd- bzw. Mittelbairischen Dialektgebiet zuordenbar. Im Steirischen Vulkanland findet man südbairische sowie auch mittelbairische Dialektmerkmale.

Quelle: http://www.mundart.vulkanland.at/de/mundarten/

Dialekte und Bands aus Österreich

Österreichischer Dialekt wird zwischen Vorarlberg und dem Burgenland gesprochen und gesungen, einmal mit Wiener Schmäh und einmal mit Tiroler Bodenständigkeit, aber immer zu 100% rot-weiß-rot! Hier wurde der Alpenrock geboren! Was heute Inspiration für viele Künstler wie die Dorfrocker oder voXXclub ist, hat seinen Ursprung in Österreich. Auch der Austro-Pop ist, wie der Name schon sagt, zwischen Tirol und Wien zuhause. Schlagerstars wie Brunner & Brunner und Popbands wie Ja, Panik kommen ebenfalls aus dem kleinen Land zwischen Deutschland und Italien. Dass die Volksmusik und der Volkstümliche Schlager in Österreich „dahoam“ sind, ist sowieso klar!

Weiter lesen: http://www.schlagerplanet.com/news/wissenswertes/wiener-schmaeh-und-mehr-oesterreichischer-dialekt-und-seine-saenger_n2852.html

Quiz:

http://quiz.sueddeutsche.de/quiz/2081640231-quiz–dialekt-der-%C3%96sterreicher/1

http://kurier.at/thema/quiz/mundart-und-dialekte-quer-durch-oesterreich/52.431.924

http://www.testedich.de/quiz31/quiz/1344331472/Oesterreichische-Mundart

Video:

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