
Warum ist Lesen wichtig? Das sind die Vorteile
Warum Lesen wichtig ist
Lesen wird überall im Alltag als Kompetenz gefordert. Kann man nicht lesen, wird es unter anderem schwierig, Straßenschilder zu lesen, Packungsangaben beim Einkaufen zu studieren oder Behördengänge zu erledigen. Ohne die Fähigkeit Lesen wird es demnach schwierig, am gesellschaftlichen Leben aktiv teilzunehmen.
- Beginnen Sie daher bereits im Kleinkindalter, Ihren Nachwuchs ans Lesen heranzuführen. Besorgen Sie für das jeweilige Alter geeignete Kinderbücher, die schön bebildert sind. Lesen Sie Ihrem Kind Geschichten vor und lassen Sie diese vom Kind nacherzählen.
- Motivieren Sie Ihr Kind, selber lesen zu wollen. Üben Sie dazu im Vorschulalter, erste Buchstaben zu schreiben und ahmen das Program des Kindergartens auch zu Hause nach. Das Kind sucht die Buchstaben in seinen Büchern und «liest» diese nach.
- Lesen Sie immer wieder die gleichen Geschichten vor. Verändern Sie irgendwann einmal in einzelnen Sätzen den Inhalt oder benennen die beschriebenen Personen mit einem anderen Namen. Ihr Kind wird schnell hellhörig werden und Sie korrigieren. Das regt das Kind an, selber lesen lernen zu wollen.
- Kann das Kind dann irgendwann selber lesen, wird seine Fantasie angeregt und es kann sich seine eigene bunte Welt kreieren. Es wandelt die gelesenen Inhalte im Kopf in Bilder um und entwickelt ganz nebenbei auch eigene Vorstellungen. Es spinnt sich ein eigenes Ende zusammen und möchte gern auch eigene Geschichten schreiben.
- Diese antrainierte Fähigkeit hilft dem Kind viel später in seinem Leben. Ist es erwachsen und übt einen Beruf aus, muss es sich in Projekten darum bemühen, eigene innovative Ideen zu entwickeln. Konnte es früh lesen und hat in seiner Kindheit Bücher verschlungen, wird ihm das sehr leicht fallen.
- Außerdem steigert das Lesen auch die Konzentrationsfähigkeit. Ebenfalls eine sehr wichtige zu entwickelnde Kompetenz fürs Leben.
- Nicht zu verkennen ist, dass Lesen bildet. Je mehr ein Kind in seinen jungen Jahren liest, desto vorteilhafter erweist sich das für die Schulbildung. Das Gehirn bildet beim Lesen ständig neue Synapsen oder verknüpft bereits vorhandene. Das führt dazu, dass das Gehirn Verknüpfungen anstellt und Gelesenes, Gehörtes und Erlebtes in Zusammenhänge bringt.
- Lesen führt demnach zu einer besseren Vernetzung im Gehirn, die Intelligenz nimmt zu und Aufgaben, die das Leben an den Menschen stellt, können einfach besser und schneller bewältigt werden.
- Daneben lernt ein lesender Mensch auch, sich ein eigenes Urteilsvermögen anzueignen und mehrere Meinungen abzuwägen. Je mehr Kinder und Jugendliche lesen, desto besser lernen sie, Sachverhalte zu verstehen und einzuordnen und Quellen auszuwerten.
Lesen wirkt sich positiv auf viele Lebensbereiche aus
Mit dem Lesen von Büchern lernt jedes Kind, sich in die Charaktere des Buches hineinzufühlen. Das fördert das Empathievermögen, welches ganz nebenbei die Sozialkompetenz steigert. Andere Menschen zu verstehen und deren Verhaltensweisen einzuschätzen, ist sehr wichtig, um später ein guter und soziales Miteinander zu bestreiten.
- Was wir lesen, ist nicht immer nur schön. Sicher wählen Sie im Kindesalter noch die Bücher aus. Doch je älter das Kind wird, interessiert es sich zunehmend für Themen, die Ihnen vielleicht nicht immer liegen. Hierin aufbereitete Probleme können das Kind befähigen, sich mit den Figuren der Geschichten auseinanderzusetzen und selbständig Problemlösungen zu erlernen.
- Je nachdem, wie die Geschichte ausgeht, kann sich das Kind auch darüber hinaus mit den aufgeworfenen Problemen oder Konflikten beschäftigen. So entwickelt es sich eigenständig weiter, was ihm später im Alltag und Beruf zugute kommt.
- Wer viel liest, kommuniziert auch gern. Das Gelesene tauschen Kinder und Jugendlich gern mit Gleichgesinnten aus. Nicht selten werden Bücher getauscht und neue Lesehorizonte gefunden. Das fördert die Allgemeinbildung.
- Hinzu kommt, dass Lesen stress reduziert. Ein lesender Mensch kommt zur Ruhe und entspannt. Auch wenn die Geschichte aufwühlend oder aufregend gehalten ist, taucht der Lesende in die Welt der Bücher ein und lässt die reale Welt neben sich liegen. So reduziert sich der Stress von selbst.
- Um weitere gesundheitliche Vorteile auszunutzen, sollten Sie Bücher lesen, die auf Papier gedruckt sind. Nutzen Sie diese Gelegenheit, Abstand zu den digitalen Endgeräten zu nehmen. Das schont die Augen und senkt den Blutdruck. Lesen Sie auch im Alter viel, halten Sie damit auch Ihr Gedächtnis fit.
Quelle: https://praxistipps.focus.de/warum-ist-lesen-wichtig-das-sind-die-vorteile_149143
10 Gründe, warum man Bücher lesen sollte
Lesen – für uns ist es die schönste Freizeitbeschäftigung der Welt. Wir entfliehen dem tristen Alltag und reisen in die Welt der Fantasie. Doch fürs Lesen spricht noch weitaus mehr: 10 Gründe, warum man Bücher lesen sollte.
1) Lesen kann Alzheimer vorbeugen
Studien zeigen, dass Menschen, die sich in ihrem Leben besonders häufig mit komplexen geistigen Aufgaben beschäftigen und ihr Gehirn immer wieder herausfordern, auch im Alter länger mental fit bleiben. Durch regelmäßiges Lesen und der stetigen Aufnahme neuer Informationen, wird das Gehirn optimal gefordert und das Gedächtnis trainiert, so dass es auch im Alter noch leistungsfähig ist.
2) Lesen reduziert Stress
Das Leben kann ganz schön herausfordernd sein und vielen fällt es schwer, nach einem stressigen Arbeitstag zur Ruhe zu kommen. Lesen kann da Abhilfe schaffen. Menschen lassen ihren hektischen Alltag hinter sich und fliehen in die Welt der Fantasie, in der sie Abstand zu ihrem eigenen Leben finden und sich entspannen.
3) Erweiterung des Wortschatzes
«Lesen bildet», so sagt man. Und tatsächlich: Durch regelmäßiges Lesen erweitert sich der Wortschatz automatisch. Je häufiger man mit unterschiedlichen Wörtern konfrontiert wird, desto leichter prägen sie sich auch ein. Übrigens: Liest man Texte laut vor, gehen Wörter noch leichter vom passiven in den aktiven Wortschatz über.
4) Lesen hilft beim Schreiben
Die University of California hat herausgefunden, dass das Lesen von Romanen auch immer Einfluss auf den eigenen Schreibstil hat. Demnach färbt der Stil des Autors auf die Schreibfähigkeiten des Lesers ab, so dass dieser unbewusst beim Lesen dazu lernt. Er schaut sich Erzähltechniken ab und lässt sich vom Schreibfluss inspirieren.
5) Lesen hilft beim Einschlafen
Viele Menschen haben Schwierigkeiten beim Einschlafen. Die Geschehnisse des Tages beschäftigten sie noch zu sehr und an Abschalten ist einfach nicht zu denken. Dagegen können Schlafrituale helfen. Nimmt man sich jeden Abend noch ein Buch zur Hand und liest einige Seiten, kommt man nicht nur mental zur Ruhe, sondern gibt dem Abend Struktur und lässt den Tag mit einem entspannenden Ritual ausklingen.
6) Lesen fördert soziale Kompetenzen
Einer Studie an der New School for Social Research in New York zufolge fördert Lesen das Empathievermögen. Leser lernen durch die Lektüre, sich in ihr Gegenüber hineinzuversetzen und vergrößern damit ihr Verständnis für das Leben anderer.
7) Lesen fördert die Kreativität
Durch das Abtauchen in die Welt der Fantasie wird die Vorstellungskraft geschult. Anders als im Kino sind es die Leser selbst, die die Bilder zum Text entstehen lassen. Schon bei Kindern zeigt sich, dass regelmäßiges Lesen positiven Einfluss auf die Kreativität hat; ihr Einfallsreichtum und Vorstellungsvermögen verbessern sich. Und auch im Erwachsenenalter zahlt sich Kreativität aus, ist sie doch eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Umgang mit Konflikten.
8) Lesen erweitert den Horizont
Ganz egal, ob man seinem eigenen Leben entfliehen möchte oder einfach neugierig ist und andere Menschen und Orte kennenlernen möchte: Lesen ist wohl die günstigste Art zu reisen. Geschichten geben Einblick in das Leben anderer, in ihre Gedanken, ihre Arbeit und Gewohnheiten. Man lernt ferne Orte kennen und erlebt fremde Kulturen. Leser schauen über den Tellerrand und erweitern ihren Horizont.
9) Lesen fördert die Konzentration
Informationen und Neuigkeiten werden häufig rasch und häppchenartig serviert. Wir klicken uns hektisch durchs Web, lesen hier eine Statusmeldung, dort eine Headline, aktualisieren Twitter und überfliegen die wichtigsten Facebook-Neuigkeiten. Dabei stolpern wir über Katastrophenbilder aus den Nachrichten und schauen noch mal schnell nach dem Wetter. Gewohnt an dieses Tempo, wirkt die Lektüre eines Romans am Feierabend entschleunigend. Dabei entspannt man sich nicht nur, das Lesen fördert auch die Konzentration. Man beschäftigt sich eine ganze Weile mit ein oder derselben Sache.
10) Lesen macht sexy
Laut Umfragen wirken Menschen, die in der Öffentlichkeit lesen, intelligenter. Ein Buch in der Hand macht sie attraktiver und begehrenswerter. Sie vermitteln den Eindruck, dass sie ein interessanter Gesprächspartner sind und Empathievermögen mitbringen.
Quelle: https://wasliestdu.de/magazin/2014/10-gruende-warum-man-buecher-lesen-sollte
5 Gründe, warum lesen im Alter wichtig ist
Das Lesen ist nicht nur bei Kindern und Jugendlichen beliebt. Vor allem bei älteren Menschen gewinnt das Bücherlesen wieder an Wichtigkeit.
Warum sollten ältere Menschen lesen?
Wenn Ihre grauen Zellen nicht mehr gefördert werden, lässt die Denkleistung nach. Das ist ein Zustand, der sich vor allem im Alter rächen kann. Umso wichtiger ist es, dass auch ältere Menschen immer wieder ein Buch zur Hand nehmen, sich von den Geschichten und Inhalten verzaubern lassen. Ihre Brücken im Gehirn werden erhalten oder neu gebildet. Vor allem ältere Menschen können von diesem Umstand profitieren. Und dann gibt es noch zahlreiche andere Gründe, weswegen ein gutes Buch auch im Alter nicht fehlen sollte.
Mit dem Bücherlesen können Medienkompetenzen erworben werden
Die neuen Medien sind in unserer Gesellschaft kaum noch wegzudenken. Vor allem ältere Menschen hinken bezüglich der Medienkompetenzen nach. Während die Jugend in die Nutzung neuer Medien beinahe «hineingeboren» wird, müssen sich ältere Menschen diese Fähigkeiten in schwieriger Kleinarbeit selbst aneignen. Geht es Ihnen auch so? Hier können Sie sich das Querlesen im Internet zu Nutzen machen.
Wenn Sie dachten, dass das Stöbern nach Inhalten im Internet die Lesekompetenz reduziert, irren Sie sich. Natürlich sollten die Inhalte nicht stundenlang im WWW gesucht und gelesen werden. Aber ältere Menschen können sich durch das Querlesen im Internet die eine oder andere Kompetenz aneignen. Inhalte können überflogen werden. Wenn Sie Interesse an Vertiefungen haben, werden Sie an gewissen Textstellen verweilen. Aber alles in allem lernen Sie nach und nach den Umgang mit dem Internet – und das ist gut so.
Fantasie ist auch für ältere Menschen wichtig
it einem Buch in der Hand können neue Welten eröffnet und erschlossen werden. Warum sollte dieses Glück nur Kindern und Jugendlichen zu teil werden? Auch ältere Menschen sehnen sich danach Fantasien in ihrem Kopf entstehen zu lassen. Ihr Abenteuer im Kopf beginnt mit jedem neuen Buch. Egal, ob sich ältere Menschen für den Fantasieroman, den Thriller oder die Liebeskomödie entscheiden – jede Figur, jeder Ort und jede Szene muss im Kopf entstehen. Damit entstehen nicht nur fantasievolle Bilder im Kopf. Zusätzlich kommt es auch zur Förderung von:
- Konzentrationsfähigkeit
- Wortschatz
- Ausdrucksmöglichkeiten
Den Horizont mit Büchern erweitern
Das lebenslange Lernen ist in aller Munde. Lernen hört nicht mit der Schule auf. Lernen bestimmt das ganze Leben. Selbst, wenn Sie Ihr Berufsleben an den Nagel gehängt haben, um die Rente zu geniessen, bedeutet dies nicht, dass dem Lernen ebenfalls der Rücken gekehrt wird.
Auch ältere Menschen wollen noch etwas über andere Kulturen, über Geschickte, über die biologischen Funktionen erfahren. Das Bücherlesen trägt zu Ihrer Allgemeinbildung bei. Und auch ältere Menschen wollen an der Gesellschaft und vor allem an ihren Gesprächen teilhaben. Wer sich einbringen kann, wer Wissen angereichert hat, kann bei vielen Gesprächen dabei sein, kann sich einbringen. Und das wiederum fördert das Gemeinschaftsgefühl.
Mit dem Bücherlesen die Empathie fördern
Empathie ist im Umgang mit anderen Menschen unerlässlich. Wenn Sie kein Einfühlungsvermögen mitbringen, werden Sie es in der Gesellschaft nicht einfach haben. Vor allem ältere Menschen werden schnell mal als schrullig abgetan, wenn sie sich nicht in andere Menschen hineinversetzen, ihre Gefühle nicht nachempfinden können.
Wenn Sie dachten, dass Empathie nicht gelernt werden kann, haben Sie sich geirrt. Empathie entsteht nämlich nicht nur im Umgang mit engen Bezugspersonen. Empathie kann auch durch Bücherlesen erlernt und gefördert werden. Aber wie ist das möglich?
Durch das Bücherlesen kommt es zu positiven Erfahrungen. Um diese Erfahrungen zu teilen, braucht es nach dem Bücherlesen noch eine Begleitkommunikation. Auch ältere Menschen sollten sich über das Gelesene austauschen können. Das Gelesene wird dadurch erlebbar, das Mitgefühl wird vertieft. Sie können beim Gelesenen verschiedene Situationen nachempfinden. Beim Bücherlesen kommt es immer wieder vor, dass Sie sich in bestimmte Protagonisten hineinversetzen. Und genau dieser Aspekt ist wichtig, wenn es um das Erlernen oder Üben von Empathiefähigkeit geht.
Bücherlesen ist eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung
Hand aufs Herz – ist Ihnen manchmal langweilig, und Sie wissen nicht was Sie tun sollen? Wissen Sie nicht, wie Sie Ihren Alltag verbringen sollen? Dann nehmen Sie doch einfach ein gutes Buch zur Hand und schmökern Sie ein wenig darin. Das Bücherlesen kann eine gelungene Abwechslung für den Alltag sein. Sie können beim Bücherlesen nicht gegen die Langeweile vorgehen. Sie können gleichzeitig Ihren Horizont erweitern.
Gönnen Sie sich eine Tasse Tee, machen Sie es sich gemütlich, und schon kann es mit den Büchern in der Hand in eine neue Welt gehen. Klingt das nicht spannend und interessant? Muss es immer das TV-Gerät sein, das Ihren Alltag bestimmt? Nutzen Sie die Vielfalt der Bücher und lassen Sie sich verzaubern.
Quelle: https://www.50plus.ch/article/5-gruende-warum-lesen-im-alter-wichtig-ist.html
Warum lesen?
Weihnachten, das Fest der Liebe, steht vor der Tür und mit ihm die Frage nach dem geeigneten Geschenk für die Lieben. Umfragen zufolge landen Bücher neben Geld und Gutscheinen am häufigsten unter deutschen Weihnachtsbäumen. Wie verträgt sich das mit der regelmäßig heraufbeschworenen Krise des Lesens, von der besonders die junge Generation betroffen sein soll? Dabei stehen Bücher nicht nur in der Weihnachtszeit in der Rangliste beliebter Geschenke ganz oben. Ist die Krise vom dramatischen Rückgang der Lesekultur also nur eine Sprachhülse? Warum sollten wir überhaupt dieser manchmal doch recht mühevollen Beschäftigung nachgehen? Und wie ist es um die vielgepriesenen Vorteile, die das Lesen mit sich bringt, bestellt? Sind sie wirklich so unschlagbar?
Um die letzte Frage als Erste zu beantworten: Ja, das sind sie. Am besten beginne ich gleich damit:
Lesen bildet
Dass Lesen bildet, ist eine wohlbekannte, eine unbestrittene Tatsache. Es ist Voraussetzung zum Bildungserwerb und im heutigen Computer- und Informationszeitalter die Basiskompetenz für eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Die Zahl der Berufe, die Literalität, also Lese- und Schreibfähigkeit, voraussetzen, liegt inzwischen bei stattlichen 96 Prozent.
Lesen ist eine der wirksamsten Möglichkeiten, den eigenen Sprachraum zu erweitern und sich komplexe Wissensräume zu erschließen. Lesen bildet aber nur dann – und das ist entscheidend –, wenn Lesende die zwischen Buchdeckeln aufbereiteten Wahrheiten, Lehren und Erkenntnisse nicht nur konsumieren, sie als bloße Ansammlung von Informationen verstehen, sondern sie sie sich einverleiben und damit zulassen, dass sie sie verändern. Wenn sie nach dem Lesen andere sind. Sicherer, differenzierter in ihrem Urteil. Wenn sie nach dem Lesen eines Buches ihre Fähigkeit erweitern konnten, treffender, nuancierter über ihr Erleben zu berichten, differenzierter zu empfinden, den eigenen Radius zu vergrößern, die Menschen kraft der durch Bücher verfeinerten Empathie besser zu verstehen, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, ganzheitliche gesellschaftliche und politische Zusammenhänge zu erkennen.
Wer liest, erfährt also Neues und erweitert dadurch sein Wissen. Die Aneignung von Wissen, die kein bloßer Zeitvertreib, nicht nur privates Hobby, keine bloße Ansammlung von Informationen ist, sondern mit einer inneren Veränderung einhergeht, die handlungswirksam wird, ist ein Schatz, der bleibt.
Lesen trainiert das Gehirn, entspannt – und ist gesund dazu
Lesen wirkt sich zudem positiv auf das Gehirn und dessen Gedächtnisleistung aus. Die mentale Stimulation durch Lesen fordert das Gehirn, das wie ein Muskel trainiert werden kann und damit Alzheimer vorbeugt. Beim Lesen komplexer Geschichten oder Sachverhalte, die zueinander in Bezug gesetzt werden müssen, damit sie Sinn ergeben, werden neue Synapsen, also neuronale Verknüpfungen, über die eine Nervenzelle in Kontakt zu einer anderen steht, gebildet und bestehende Neuronenverbindungen gestärkt. „Ein Verstand braucht Bücher wie ein Schwert den Schleifstein“, weiß G. R. R. Martin, der Autor von „Das Lied von Eis und Feuer“, zu berichten. Menschen, die regelmäßig zum Buch greifen, bleiben somit auch im höheren Alter fit und leistungsfähig. Lesen steigert zudem die analytischen Fähigkeiten sowie die Fokussierungsfähigkeit, die aufgrund der multimedialen Ablenkung häufig mangelhaft ist.
Studien zufolge helfen Bücher aber auch, abzuschalten und zu entspannen. Es gilt als erwiesen, dass nach nur sechs Minuten die Herzfrequenz der Leserinnen und Leser sinkt und die Muskeln sich entspannen. Das ist allerdings nicht der einzige Vorteil. Bücherlesen entfaltet auch ein therapeutisches Potenzial. Offenbar können laut Deutschem Ärzteblatt durch die Anregung vitaler Kräfte beim Lesen Depressionen gelindert werden, da bei dieser Tätigkeit Teile des Gehirns – der bilaterale präfrontale Cortex, der an emotionalen Erfahrungen beteiligt ist – aktiviert werden, die bewirken, dass Emotionen geweckt werden, die Lesende sich wieder lebendig fühlen lassen. Dem Lesen liegt also eine therapeutische, heilende Kraft inne, die helfen kann, einer traumatischen Fixierung auf das eigene Leid entgegenzuwirken. Es ist also, um es mit Kafka auf den Punkt zu bringen, die „Axt für das gefrorene Meer in uns“.
Lesen ist aber noch mehr als das.
Lesen – eine autotelische Erfahrung
Das Abtasten von Buchstabenketten mit den Augen ist Erkenntnissen der Wissenschaft zufolge eine autotelische Erfahrung (von autos, das „Selbst“, und telos, das „Ziel“ bedeutet), also eine sich selbst genügende Tätigkeit, die am meisten ausgeübte Flow-Tätigkeit der Welt. In den Augenblicken, in denen sich Lesende ganz der zweckfreien Lektüre hingeben, darin aufgehen, die Zeit vergessen, den Übertritt in eine andere Welt schaffen, die beengenden Ich-Grenzen sprengen, an neuen, fremden Erfahrungen und Erkenntnissen teilnehmen, wird Lesen als beglückend, erfüllend erlebt. Der Lesende befreit sich von den alltäglichen Realitätszwängen, verschafft sich neue Freiräume. Ein autotelischer Zustand ist erreicht.
Freilich müssen Leser:innen dem Buch, dem sie sich gerade widmen, gewachsen sein, um es mit Genuss zu lesen und an ihm wachsen zu können. Ist es zu anspruchsvoll, legen sie es überfordert beiseite, unterschreitet es ihr Niveau, kommt möglicherweise Langeweile auf. Die Wahl des richtigen Buches ist also entscheidend.
Doch erfordert Lesen dem Lesenden Zeit und Konzentration ab, die sich mit der Realität des modernen Lebens nur schwer in Einklang bringen lassen. Von der allgemeinen Unruhe der heutigen Zeit, die sich z.B. über das Smartphone mit seinen unzähligen Genussversprechen überträgt, sind Kinder und Jugendliche wie Erwachsene gleichsam betroffen. Jugendliche, weil sie Teil eines Ganzen sein, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollen und durch die digitale Welt vom Lesen abgelenkt werden. Erwachsene, weil sie vom Leben selbst, von den täglichen Herausforderungen in Familie und Beruf allzu sehr in Anspruch genommen werden. Außerdem erfordert Bücherlesen nicht nur ungeteilte Hingabe, also die Fähigkeit, sich ganz in ein Buch zu vertiefen und sich von diesem vereinnahmen zu lassen, sondern auch Imaginationskraft – und Anstrengung, Gedankenanstrengung, weshalb es auf der Beliebtheitsskala vor allem bei Jugendlichen nach unten rutscht. Wer diese jedoch aufbringt, wird reich belohnt.
Lesen fördert die Kreativität, weckt Empathie – und hat Folgen für die Gesellschaft
Lesen vermag es also, die Leser:innen zu verändern – vorausgesetzt, sie lassen dies zu. Lassen sie sich auf den kreativen Akt des Lesens ein, schaffen sie es, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Zum Glück ist dieses Sehen nicht so konkret wie im Film. Während im Film durch die optische Aufbereitung den Rezipient:innen vieles vorgegeben wird, erstehen in den Leser:innen, die sich in ein Buch vertiefen, Leerräume, die sie mit ihrer Imaginationskraft füllen können. Lesen lässt der Phantasie der Lesenden genug Raum, die Geschichten, denen sie gebannt folgen, ein Stück weit selbst zu formen. Bedeutung entsteht erst durch das Zusammenspiel von Geschriebenem auf der einen und dem Wissen und den Erfahrungen der Leserinnen und Leser auf der anderen Seite. So gesehen liest jeder einen anderen „Steppenwolf“, eine andere „Blechtrommel“, andere „Brüder Karamasow“, andere „Hundert Jahre Einsamkeit“. Weil die Lesenden darin ihre ganz persönlichen Erfahrungen einfließen lassen – ein Prozess, der das Lesen, wie ich finde, noch individueller, noch spannender macht. Lesen wird somit zu einem „Abenteuer im Kopf, das wir umso dringender bauchen, je formierter und zugleich kontingenter unsere Existenz in einer hochzivilisierten Welt geworden ist“. (Florian Langenscheidt, in: Fahrholz, Bernd u.a. (Hrsg.): Nach dem Pisa-Schock, Hoffmann und Campe 2002, S. 297)
Durch das Eintauchen in die Geschichten von Figuren, die glaubhaft leben, lieben, leiden, kämpfen und hassen, lernen Lesende, dass seelisches Geschehen je nach Charakter unterschiedlich erlebt wird. Das weitet den Blick, und sie lernen, differenzierter zu empfinden, vergrößern damit ihr Empathie-Potenzial, das eine Erweiterung der Grenzen unseres moralischen Universums ist. Somit werden auch die Beziehungen zu anderen differenzierter und reicher. Überhaupt ist die Fähigkeit zur Empathie nach Peter Bieri „ein Gradmesser für Bildung“: „Je gebildeter jemand ist, desto besser kann er sich ausmalen, wie es wäre, in der Lage anderer zu sein, und dadurch vermag er, ihr Leid zu erkennen. Bildung macht präzise soziale Phantasie möglich, und in dieser Form ist Bildung tatsächlich ein Bollwerk gegen Grausamkeit.“ (ZEITmagazin LEBEN, 02.08.2007 Nr. 32) Denn auf die meisten gebildeten empathischen Menschen haben Hassreden – rassistische, sexistische oder antisemitische Kommentare – keine Wirkung. Weil sie um die wahren Zusammenhänge wissen, sind sie weniger verführ- und manipulierbar.
Die Verinnerlichung von Wissen, die der Prozess des Lesens wie kein anderer mit sich bringt, ist also langfristig für eine wohlhabende, demokratische und friedliche Gesellschaft entscheidend. Sie erzieht zur Mündigkeit des Urteils und zu eigenständiger Reflexion – entscheidende Eigenschaften für die Aufrechterhaltung einer wehrhaften Demokratie.
Lesen trägt zur Persönlichkeitsentwicklung bei
Weisheit kommt mit dem Alter, sagt man. Sie ist aber auch zwischen Buchdeckeln zu finden, man muss als Leser:in also nicht so lange damit warten. Lesen bringt Gedanken und Vorstellungen in Gang, an denen jeder, der sich in den Zeilen eines Buches verliert, wachsen kann. Leser:innen überwinden beengende Ich-Grenzen, kommen von sich los und sind doch in einem tieferen Sinn bei sich. Eine Äußerung Orhan Pamuks finde ich in diesem Zusammenhang aufschlussreich (in: Facetten, Klett 2002):
Man kann das Leben nicht neu beginnen, wenn es vorüber ist, aber wenn man ein Buch in der Hand hält, ganz gleich, wie schwierig es zu verstehen ist, kann man am Schluss zum Anfang zurückkehren, von vorn beginnen, um das Schwierige und damit das ganze Leben zu begreifen.
Bücher sind, um es mit den Worten von Stefan Zweig zu sagen, „geschriebene Fragen“, auf die der nach Erkenntnis Dürstende Antworten sucht, die er bestenfalls durch Nachdenken über das Gelesene bekommt. Lesen ist „ein Fenster zur Welt und zu uns selbst“ (Florian Langenscheidt), ein Anlass, mit sich selbst ins Gespräch zu kommen, ein Weg zur Selbsterkenntnis: „Alle Bücher dieser Welt / Bringen dir kein Glück / Doch sie weisen dich geheim / In dich selbst zurück“ (Herrmann Hesse), die „erste Stufe der Selbstverwirklichung“ (Clemens Weber) – vorausgesetzt, man lässt sich auf das Lesen ein, lässt das Gelesene auf sich wirken, denkt darüber nach: „Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene“ (Carl Hilty, Schweizer Philosoph und Politiker). Es schafft ganzheitliches Verstehen und Wissen um Zusammenhänge und Zwischentöne und ist damit ein kostbarer Schatz, der nie verloren geht.
Quelle: https://www.text-feinschliff.de/warum-lesen-wir-ein-plaedoyer-fuer-das-lesen/